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Ewigkeit
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Grüße aus der Ewigkeit

Der Besucher aus Weltraumfernen sorgt für eine Überraschung bei den Unsterblichen der Milchstraße

by Robert C. Prätzler 1995-2004

Vorspiel

14.November 1177 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, 16.35 Uhr Standardzeit.

Das Hanse-Schiff AMBASSADOR, ein kleiner Kugelraumer der 100-Meter-Klasse, befand sich auf dem Flug von Arkon im Kugelsternhaufen M 13 nach Terra. An Bord transportierte es Kuriergüter sowie einige zahlende Passagiere. Gerade fand eine routinemäßige Orientierungsetappe statt.

"Alle Systeme grün. Gravitrafspeicherfüllung noch 65 Prozent", meldete die Bordsyntronik. Wie üblich scannten die Besatzungsmitglieder die Umgebung nach auffälligen kosmischen Objekten und trugen so zu einer Aktualisierung der Sternenkataloge bei.

"Unsere Position?", fragte Captain Jentho Barom, ein Ertruser. "Galaktischer Halo, noch 12.366,5 Lichtjahre bis Terra, galaktische Koordinaten 2345.3 zu 4222.1", meldete die Navigatorin Sheila James, eine noch relativ junge, braunhaarige Terranerin. "Also alles wie geplant, reine Routine. Schaukeln wir den Kahn gemütlich nach..."

„Hause“, hatte Barom sagen wollen, als er vom Ortungsalarm der Syntronik unterbrochen wurde: "Achtung, Achtung. Fange Funksignale im Hyperbereich auf." "Wer hat die Syntronik auf diese Lautstärke  eingestellt?", donnerte der ertrusische Kommandant in die Zentrale. "D.d.d., das warst du", antwortete Sheila. "Weißt du noch, vor zwei Wochen, als du drei Ortungsmeldungen überhört hast, weil du gerade ein Hyperkomgespräch mit deiner Frau auf Ertrus führtest..." "Okay, okay. Mein Versehen. Jetzt aber zum Ernst des Lebens. Ortungsdaten auf den Schirm. Funksignal einspielen." "Aye, Cap."

Mit der kurz darauf eingespielten Tonfolge konnte niemand in der Zentrale etwas anfangen. Das galt sowohl für den ertrusischen Captain und seine Navigatorin, als auch für Dr. Jason Finnegan, einen als Passagier reisenden Hanse-Spezialisten, der seine Privilegien dazu nutzte, in der Zentrale zu sitzen. "Syntronik, bitte einen Vergleich mit bekannten Kommunikationsmustern der Galaxis. Zeitspanne 100 Jahre Standardzeit. Währenddessen Einpeilung der Koordinaten." "Verstanden. Auftrag wird ausgeführt. Bitte warten." Nach kurzer Zeit erschien bereits das Resultat: "Quelle des Funkspruchs auf zwei Lichtsekunden genau eingepeilt. Distanz 3,25 Lichtminuten von unserer Position. Keine meßbare Eigenbewegung festzustellen. Identifikationsversuche negativ."

Nun mischte sich Finnegan ein. "Ha-hmm." "Ja?" "Vielleicht war die zeitliche Eingrenzung zu eng gefasst. Versuche einen größeren Zeitraum, vielleicht handelt es sich um verlorene Kolonisten eines der alten Imperien." "Meinetwegen, vielleicht hast du recht", grummelte Barom und gab der Syntronik Anweisungen, speziell mit Codes des Solaren und Vereinten Imperiums zu vergleichen.

"Sheila, berechne doch schon einmal einen Kurs. Und, bitte einen Ortungsschwenk über die Umgebung. Wollen doch auf Nummer sicher gehen." Kaum hatte Sheila ihr "Verstanden" gemeldet, kam auch schon wieder der Syntron zu Wort: "Die Signale sind identifiziert und interpretiert. Es handelt sich mit 98,65 Prozent Wahrscheinlichkeit um einen Notrufcode des Solaren Imperiums, gebräuchlich von 2395 bis 2445 alter terranischer Zeitrechnung."

Demonstrativ übersah der Captain den leicht grinsenden Hansespezialisten und befahl, Kurs auf die Quelle des Notrufes zu nehmen. Inzwischen kamen von Sheila die Ortungsdaten, welche der Syntron holografisch darstellte. "Wir sind das einzige feststellbare Schiff in 20 Lichtjahren Umkreis." "Womit wir eindeutig zur Hilfeleistung verpflichtet sind. Beschleunigen. Ortung fortsetzen", befahl Barom.

Während die Ambassador den Hamiller-Punkt aufbaute und Fahrt aufnahm, fragten sich die Mitglieder der Zentralebesatzung, was es mit diesem Notruf auf sich haben mochte. "Ein Schiff von einer verlorenen Kolonie.", "Eine Fehlinterpretation, vielleicht sind da draußen völlig Fremde.", "Eine Falle!", schwirrten die Meinungen durcheinander.

Zwei Minuten später hatte das Schiff den Sektor erreicht. "Ortungen zeigen eine verwehende Gaswolke. Syntronische Rekonstruktion und Auswertung läuft", ließ sich Sheila vernehmen. "Keine weiteren Schiffe oder größeren Objekte zu erfassen." Kurz darauf stellte der Syntron dar, wie das explodierte Objekt wahrscheinlich ausgesehen hatte: Ein Kugelraumer von 60 Metern Durchmesser, der, wie Dr.Finnegan bemerkte, verblüffend an alte terranische Designs mit ihrem Ringwulst erinnerte.

„Aber woher kommen nun die Notsignale?", erinnerte der Captain an ihre dringlichste Aufgabe. Der Syntron, der dies als Arbeitsanweisung auffasste, meldete sofort: "Kleines Objekt als vermutliche Quelle identifiziert. Distanz 20.000 Kilometer." "Vergrößern!" Die Ausschnittsvergrößerung auf dem Holo der Zentrale zeigte nicht viel neues. "Okay, wir schicken die MD A-1 raus", entschied Barom. "Besatzung sofort zum Hangar."

MD bedeutete soviel wie Minor Disk. Es handelte sich um eine kleine Space-Jet mit zwei Mann Besatzung, von denen die AMBASSADOR zwei Stück als Allzweckbeiboote mitführte. Das Kürzel A-1 stand also für das erste dieser Beiboote. Der Start erfolgte kurz darauf, und man beobachtete auf dem Holodisplay, wie die MD A-1 ihr Ziel ansteuerte. "Wir sind da , Cap. Scanning läuft.", meldete die Beibootpilotin. "Hey, wir haben hier eine Lebensform in einem Raumanzug. Energieniveau sehr niedrig. Moment, Jack geht raus und holt ihn oder sie rein." "Seid vorsichtig, Leute. Beachtet das Strahlungsprotokoll", gab Barom zu bedenken. Zwei Minuten verstrichen.

"Meldung von MD A-1 an AMBASSADOR: Wir haben einen Überlebenden geborgen. Er ist humanoid und trägt einen Raumanzug unbekannter Bauart. Lebenszeichen schwach, aber stabil. Medo-Station vorbereiten." "Alles klar, kommt nach Hause", antwortete der Ertruser.

Etwas später, nach dem Einschleusen der Jet und einem gründlichen Scan, ob sich nicht etwa weitere Überlebende in der Nähe befanden, meldete sich der Bordarzt Sergeij Mtombe über Interkom: "Cap, wir haben ein Problem. Es ist ... unglaublich. Wir denken, du solltest dir das selbst ansehen." "Ich komme sofort."

Der Ertruser hastete zur Medostation, wo ihn der Arzt und seine Assistentin Julie erwarteten. Neben ihnen schwebte über einer Behandlungsliege der geborgene Schiffbrüchige, das heißt, soweit man sein Geschlecht am Gesicht ablesen konnte. "Warum trägt er noch seinen Anzug, Doc?" "Genau das ist unser erstes Problem. Der Anzugcomputer lässt sich nicht abschalten." "Und sanfte Gewalt?" "Keine Chance. Das Anzugsmaterial, das meinte ich am Interkom, es widersteht sogar meinem medizinischen Desintegrator!" "Was, Doc? Das meinst du nicht ernst!" "Oh doch, Cap. Und das lässt nur einen Schluss zu..." Barom vollendete: "Von wegen verlorene Kolonie und Low-Tech. Das ganze sieht nach einer Hanse-Sache aus. Vielleicht sogar Erstkontakt. Ich informiere sofort die Zentrale. Wir nehmen Kurs auf Terra." Dann fiel ihm noch etwas ein." Sind die Lebenszeichen stabil? Was ist mit Sauerstoff?" "Tja, soweit ich sehen kann, alles okay. Scheint sich um eine Art Hibernation zu handeln. Sauerstoffvorräte scheint der Anzug aus der Umgebungsluft zu ergänzen, wie auch immer das genau funktioniert. Naja, ich bin Arzt, kein Anzugstechniker." "Biowerte laufend überwachen. Wir fliegen Maximumgeschwindigkeit. Und, danke."

Wenig später stürzte die AMBASSADOR durch den Metagrav-Vortex und nahm Kurs auf Terra. Was Barom und seine Crew wirklich entdeckt hatten, ahnte jedoch noch keiner von ihnen. Und sie würden es auch auf absehbare Zeit nicht erfahren.

1. Eine Überraschung

Lunare Großsyntronik NATHAN, Innerer Bereich. 15. November 1177 NGZ, 18.35 Uhr Terranischer Standardzeit.

Alle gerade im Solsystem erreichbaren Aktivatorträger waren NATHANs Prioritätsanruf schnellstens gefolgt, denn ein solcher stellte die absolute Ausnahme dar und wurde meist nur im Falle einer Bedrohung der galaktischen Sicherheit gebraucht. Rhodan, Bull, Adams und Atlan unterhielten sich gerade mit Myles Kantor sowie dem Leiter des ärztlichen Teams, Dr. Mikuna Masamoto, einem zierlichen, offenkundig asiatischstämmigen Terraner, der jedoch nicht richtig mit der Wahrheit herauszurücken schien. In diesem Augenblick machte es laut und vernehmlich "Plopp" und zwei weitere Unsterbliche erschienen: Gucky, der letzte bekannte Mausbiber, und dessen Freund Alaska Saedelaere. Tifflor und Tekener waren ebenso wie die Kartanin Dao-Lin H'ay irgendwo in der Lokalen Gruppe unterwegs, gleiches galt für den Nakken Paunaro und Icho Tolot. Roi Danton, Rhodans Sohn, hatte sich aus der Eastside per Hyperkom gemeldet. Er flog mit Höchstgeschwindigkeit zurück und würde im Laufe des Tages im Solsystem eintreffen.

"Also NATHAN, was ist los? Hat sich ES wieder gemeldet oder hast du vielleicht neue Informationen zu den Geschehnissen zur Zeit der Kosmischen Katastrophe?" "Weder noch, Perry. Es handelt sich um eine völlig neue Entwicklung. Ein Schiff der Kosmischen Hanse fand gestern im Galaktischen Halo einen Schiffbrüchigen. Alles weitere im Konferenzraum."

Ein Schott öffnete sich, und die Unsterblichen sowie die Wissenschaftler betraten einen gemütlichen Saal, wo sie auf Formenergiesesseln Platz nahmen. Kurz darauf begann NATHAN, die Daten darzustellen. Die Bilder zeigten einen Humanoiden von circa 40 Jahren, mit braunen Haaren, blauen Augen und offenbar männlichen Geschlechtes. Auffällig war eine Verdickung im Halsbereich, die an einen Kropf erinnerte, aber auch zu den Seiten hin verlief.

" Die Biowerte des geborgenen Fremden weisen eine 90,5prozentige Übereinstimmung mit dem terranischen Standard auf. Die Abweichung scheint auf eine Art Symbionten zurückzuführen zu sein. Näheres hierzu wird Dr.Masamoto im weiteren Verlauf der Besprechung erläutern.

„Sein Raumanzug entstammt keiner uns bekannten Technik; eine Analyse der verwendeten Materialien legt eine extragalaktische Herkunft nahe. Der Fremde befindet sich zur Zeit in einer Art winterschlafähnlicher Starre, die wir bisher nicht beenden konnten. Nach Auskunft der Ärzte ist sein Zustand jedoch stabil. Sie erwarten sein Erwachen in den nächsten Stunden und meinen, es handele sich um eine durch den Symbionten hervorgerufene Heiltrance." Weitere Bilder folgten, die seinen Raumanzug und seine Ausrüstung darstellten. Diese war ziemlich unspektakulär: Eine an einen Kombistrahler erinnernde Pistole und ein Armband-Kommunikator.

"Soweit, so gut. Aber warum sollen alle Aktivatorträger eintreffen?", warf Rhodan ein.

"Darum", entgegnete NATHAN und zeigte ein neues Holobild. Schweigen breitete sich aus, nur das Atmen der Anwesenden war zu hören, und das leise Summen der Elektronik.

Die Darstellung auf dem Schirm, kombiniert mit den eingeblendeten Messdaten, konnte eigentlich keinen Zweifel mehr bestehen lassen. Und doch, es war einfach zu unvorstellbar, nach über 2.000 Jahren. Dieses Ding im Körper des Fremden, nahe dem Brustbein, diese kleine Kugel konnte doch nicht...

Reginald Bull sprach als erster ihrer aller Gedanken aus. "Ein Zellaktivator! Er trägt einen Zellaktivator. Aber wie um alles in der Welt..."

Zwei Stunden später. Die erste Aufregung hatte sich gelegt, und man begann mit einer Diskussion des Sachverhaltes. Eine Nachrichtensperre war bis auf weiteres verhängt worden, um nicht die terranische Bevölkerung zu beunruhigen. So kurz nach dem Ende der Cantaro-Herrschaft und der Überwindung der ES-Krise hatte die Galaxis Erholung verdient.

Zu gut war den Unsterblichen noch in Erinnerung, was für ein Chaos die linguidischen Aktivatorträger ausgelöst hatten, einmal ganz abgesehen von den einzigen anderen Aktivatorträgern, auf die man bisher getroffen war, nämlich den Meistern der Insel.

"Vermutungen , Freunde?", fragte Perry in die Runde.

"Vielleicht hat er einen der Aktivatoren gefunden, die ES damals bei seiner Flucht ausgestreut hatte. Man müsste eine genauere Untersuchung ausführen." Es war Myles Kantor, der sich mit diesen Worten meldete. "Ausgeschlossen, meinte Atlan. Du kannst das nicht wissen, es ist lange her und du warst noch nicht dabei, aber die Laren haben damals im 36. Jahrhundert alle diese Aktivatoren zerstört. Wir konnten das aus der Provcon-Faust eindeutig feststellen. Bekanntlich ist die Hyperschockwelle ziemlich gewaltig, wenn ein Aktivator zerstört wird. Aber sicherheitshalber fragen wir NATHAN:"

"Die Analyse Atlans stimmt. Der Verbleib aller ES-Aktivatoren ist eindeutig geklärt."

"Hmm, was bleibt denn noch? Hat ES nicht immer gesagt, nur er habe Zellaktivatoren verteilt?" "Unergründlich sind Superintelligenzen und Kosmokraten", sinnierte Bully. "Er hat auch nie gesagt, dass die MdI ihre Aktivatoren von ihm bekamen."

"MdI", meinte Saedelaere, "wollen hoffen, dass es nicht noch mehr von jener Sorte im Universum gibt. Meint ihr...?" "Ich glaube kaum." Adams blieb Realist. "Der Aktivator sieht ganz anders aus, als die der MdI, und auch als unsere alten oder neuen. Wer weiß denn schon, wie viele Aktivatoren im Umlauf sind?" "Stimmt genau, auch ES kann nicht alles wissen", meinte Gucky.

Plötzlich eine Unterbrechung der Gespräche durch den Signalton der lunaren Syntronik: "Hier spricht NATHAN. Es ist mir gelungen, den Fremden zu identifizieren." "Wie das?", wollte Bull wissen. "Um ehrlich zu sein, durch puren Zufall. Der Bericht der AMBASSADOR sprach von einem Notrufcode des 25.Jahrhunderts, also habe ich einen Datenvergleich ausgeführt. Et voila - Der Fremde ist mit 96,524 Prozent Sicherheit Patrick Brannigan, geboren am 22.September 2391 alter terranischer Zeitrechnung im Regionalbezirk Irland, vermisst seit dem 28.1.2437. Letzter Aufenthaltsort Raumschiff ENDEAVOUR, letzte bekannte Position Beteigeuze-System." Schweigen war die Folge. War der Fremde also ein über 2.000 Jahre alter Terraner, oder irrte NATHAN ?

Da brach einer das Schweigen. "Projekt Sternensprung. Natürlich." Atlan sprach mit fester Stimme, und seine Freunde erkannten, was nun kommen würde: Ein Bericht aus der Vergangenheit, aufgezeichnet vom eidetischen Gedächtnis des Arkoniden. Offensichtlich hatte NATHANs Bericht eine Erinnerungsreaktion ausgelöst.

2. Bericht Atlan

Atlans rötliche Augen tränten, als er zu berichten begann. Die Aktivatorträger hatten sich im Kreis um ihn versammelt, gleiches galt für die anwesenden Wissenschaftler. NATHAN teilte mit, dass er alles folgende für die Nachwelt festhalten würde.

„Es ist der 26.Januar 2437. Mehrere Monate sind vergangen, seit wir, das heißt Perry Rhodan, das Mutantenkorps und die Besatzungen der CREST IV und der beiden Haluterschiffe, aus der fernen Kugelgalaxis M 87 in unsere heimatliche Milchstraße zurückgekehrt sind. Unsere Rettung in letzter Minute durch Vivier Bontainer erscheint uns allen immer noch wie eine wundersame Fügung des Schicksals, selbst mir, der ich in 10.000 Jahren schon eine Menge mitgemacht habe.

Dennoch ist die Situation weit davon entfernt, wieder stabil zu sein. Nach wie vor erzittert die Galaxis unter dem Ansturm der geheimnisvollen Fremden, die sich selbst die "Zeitpolizei" nennen und offenbar davon ausgehen, dass die Menschheit eine Bedrohung für sie darstellt. Das Solsystem ist inzwischen halbwegs sicher, seit es Perry gelungen ist, OLD MAN auf unsere Seite zu ziehen, und wir die wesentlichen Rätsel des Riesenroboters aus der Vergangenheit gelöst haben. Leider sind aber nunmehr unsere Kolonien Ziele der Zeitpolizei, und es ist einfach unmöglich, sie alle abzuschirmen, zumal wir den Dolans nur mit gewaltigsten Flottenaufgeboten gewachsen sind, da die FpF-Geräte nicht mehr zu funktionieren scheinen und wir den Kontrafeldstahler noch nicht nachbauen können.

Soll das, was vor über 400 Jahren so hoffnungsfroh begonnen hatte, nun enden? Wo ist ES, das Geistwesen, dem die Menschheit doch so viel zu bedeuten scheint, in dieser unserer bisher schwersten Stunde? Seit unserem Kampf gegen die Meister der Insel hat der Unsterbliche sich nicht mehr gemeldet, obwohl wir jetzt technische Hilfe mehr denn je gebrauchen könnten. "

Ich beendete fürs erste meine Tagebucheintragungen und wandte mich den vor mir liegenden Unterlagen zu. Zum ersten Mal seit Beginn der Krise hatte ich die Zeit gefunden, Quinto-Center

über die Transmitter-Relais aufzusuchen und mich um die USO-Aufgaben zu kümmern. Sicher, mein Stellvertreter und die Mannschaft leisteten hervorragende Arbeit, aber irgendwie sah ich eine persönliche Verpflichtung, aktiv zu werden und vielleicht etwas zu entdecken, was man bisher übersehen hatte. "Träumer!", meinte spöttisch mein Extrasinn, aber ich unterdrückte die Bemerkungen des Logiksektors und machte mich an die Arbeit.

Die ersten Akten in dem Stapel waren nicht dazu angetan, meine Stimmung zu verbessern. Berichte

über die Zerstörungen auf Lura II durch einen Dolan-Angriff: Sachschäden in Milliardenhöhe, die gesamte Getreideernte vernichtet, die Ökosphäre des Planeten durch den Intervallbeschuss destabilisiert - und über einhunderttausend tote Kolonisten.

Ich griff zum nächsten Dokument. Aktivitäten akonischer Agenten auf diversen Kolonien des Solaren Imperiums. Versuche der Sabotage, und der Kontaktaufnahme mit der Zeitpolizei. Einfach unfassbar! Erkannten diese Leute nicht, dass der Fall Terras gleichbedeutend mit dem Ende der Zivilisationen der Milchstraße sein konnte? Ich legte auch diese Akte zunächst zur Seite.

Sah mir die nächste an. Stockte. Das konnte doch nicht auch noch wahr sein? Die Akte trug den Titel „Projekt Sternensprung“, dazu die üblichen Geheimhaltungsvermerke in roter und violetter Farbe. Und der letzte, der sie in Händen gehalten hatte, war laut Datumsstempel am 30. Oktober 2436 aktiv gewesen, also vor einem guten Vierteljahr. Ich begann zu blättern, wahrscheinlich weil ich ein ungutes Gefühl bei der Sache hatte.

Als erstes fiel mir eine Art Handzettel in die Hände. Titel: Projekt Sternensprung – eine Einführung für Interessierte. Ich las den Text zunächst quer, blieb ungläubig hängen, kehrte an den Anfang zurück.

„Die Dolan-Flotten bedrohen das Solare Imperium. Hunderte von Welten wurden bereits angegriffen, Millionen von Menschen sind im Feuer der Intervallkanonen zu Staub vergangen. Die Solare Flotte kann uns nicht mehr beschützen. Die stärksten Waffen, die größten Ultraschlachtschiffe Terras versagen gegen die Macht der Paratronkonverter. Das Ende der galaktischen Zivilisationen, unser aller Tod, steht unmittelbar bevor.

Aber gibt es nicht vielleicht doch noch Hoffnung? Eine Rettung, die niemand für möglich halten würde? Die Antwort ist JA. PROJEKT STERNENSPRUNG ist die letzte Hoffnung der Menschheit. Wir verlassen die Milchstraße, um anderswo im Universum, weit weg von den Zeitpolizisten mit ihren Dolans, eine neue Heimat, eine neue Keimzelle der Menschheit aufzubauen.

Die Technologie der Menschheit ermöglicht inzwischen auch weitere galaktische Reisen. Einzig politische Bedenken und finanzielle Schwierigkeiten der Regierung haben dazu geführt, dass solche Reisen bisher die Ausnahme geblieben sind. Wir jedoch haben eine neue Möglichkeit gefunden.

Das Raumschiff ENDEAVOUR basiert auf der Zelle eines alten Superschlachtschiffs der Imperiumsklasse. Es lief 2395 vom Stapel und sah zahlreiche Einsätze während des Großen Andromedakriegs bis hin zur Eroberung Tamaniums. Nach Demilitarisierung und Ausmusterung haben wir das Schiff bereits 2434 für Forschungszwecke erwerben können.

Unser Antriebssystem ist absolut neuartig. Es stellt eine Kombination des konventionellen Kalupschen Linearkonverters mit einem modifizierten Transitionstriebwerk dar. Die Aktivierung des Transitionstriebwerks, während wir uns bereits mit Lineargeschwindigkeit bewegen, wird eine deutliche Überschreitung der üblichen Sprungreichweiten ermöglichen. Wir sind überzeugt, auf diesem Wege die Galaxis NGC 5236 in 13 Millionen Lichtjahren Entfernung erreichen zu können. Dort werden wir sicher vor den Angriffen der Zeitpolizei eine Kolonie errichten. Sämtliche nötigen Ausrüstungsgegenstände, Saatgut und Keimzellen für alle Arten von Nutztieren sind an Bord.

Sichern Sie sich heute noch Ihren Platz. Die ENDEAVOUR wartet auf Sie im Beteigeuze-System. Nehmen Sie Kontakt auf über SolarNet unter gww.endeavour.sol, oder unter 00-900-SAVE-US. Geben Sie sich und Ihren Lieben eine neue Chance. Es könnte die einzige sein.

Professor Gustav Johansson, im Mai 2436.“

Ein Sachbearbeiter hatte einen Vermerk angebracht. „Unsinn, wissenschaftlich nicht fundiert, vergleiche Analysen des wissenschaftlichen Korps in Anlage 3 und 4.“ Großartig. Der Mann mochte ja Recht haben, aber das änderte nichts daran, dass diese Leute offenbar fest entschlossen waren, ihren selbstmörderischen Plan umzusetzen. Egal, ob meine Wissenschaftler es für durchführbar hielten, oder nicht. Und aller Wahrscheinlichkeit nach würden sie dabei sterben.

Mit Schrecken stellte ich fest, dass Professor Johansson den Abflugtermin auf den 28. Januar 2437, 19.00 Uhr solarer Standardzeit, festgesetzt hatte. Mir blieben demnach nur zwei Tage, um das Unheil zu verhindern. Verdammt knapp, aber es ging um mehr als Zehntausend Menschenleben. Und das erforderte in diesem besonderen Fall meinen persönlichen Einsatz an vorderster Front.

Mein Flaggschiff IMPERATOR stand leider gerade nicht zur Verfügung, denn es befand sich wegen Ausbaus der nutzlos gewordenen FpF-Geräte auf einem Werftplaneten der USO. Ich drückte die Sprechtaste meines persönlichen Interkom-Anschlusses für eine Verbindung mit meinem Adjutanten. „Leutnant Ingerman, Atlan hier.“ „Sir?“ „Ich brauche ein schnelles, kampfkräftiges Schiff, das binnen 24 Stunden mit mir im Beteigeuze-System sein kann.“ „Augenblick, lassen Sie mich nachsehen...hmm, da wäre die PARIS. Speziell modifizierter Kreuzer der Städteklasse, letzte Bauserie. Steht aktuell im Orionsektor in Bereitschaft. Kommandant ist Major-Spezialist Nolan.“ „Ausgezeichnet. Lassen Sie eine Transmitterverbindung schalten. Ich springe in einer Stunde. Ach ja, Leutnant, lassen Sie meine übliche Einsatzausrüstung bereitstellen.“ „Aye aye, Sir.“ Ich beendete die Verbindung, stand auf.

To be continued...

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